Heimberger, Adolf
Nachname: | Heimberger |
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Vorname: | Adolf |
Geburtsdatum: | 26. Mai 1866 |
Geburtsort: | Sindolsheim/Mosbach (Deutschland) |
Familienstand: | verheiratet |
Eltern: | Aron und Rebekka, geb. Friedberger, H. |
Familie: | Ehemann von Wilhelmine H.;
Vater von Emil, Friederike Niedermann, geb. H., und Gertrud Straus, geb. H. |
1937-1940: Herrenstr. 14
21.2.1941 nach Noé (Frankreich)
Biographie
Lebenslauf von Adolf Heimberger
Name: Adolf Heimberger
Geburtsdatum: 26. Mai 1866
Geburtsort: Sindolsheim bei Mosbach im Odenwald/Bauland, Markstr. 6 (heute ein Gasthaus)
Konfession: Heimberger entstammt einer streng religiösen jüdischen Familie. So war die Einhaltung der Feste und koscheres Essen eine Selbstverständlichkeit.
Hochzeit: Adolf Heimberger heirate Wilhelmine Eichstetter, die aus einer jüdischen Religionslehrerfamilie aus Kuppenheim bei Rastatt kommt.
Berufsweg: Aufgewachsen in Sindolsheim, war Heimberger im Krieg 1870/71 Soldat auf deutscher Seite. Nach einer Religionslehrerstelle in Kuppenheim bei Rastatt wurde er Kirchendiener (Kastellan) in der Karlsruher Synagoge. Seine Aufgabenbereiche umfassten:
• Bedienung des Geistlichen im Gottesdienst
• Verantwortung für die Gebetbücher
• Planung der Sitzordnung für die Feiertage
• Verwaltung alles Materiellen in der Synagoge
Während des Ersten Weltkriegs leitete er außerdem das jüdische Krankenhaus.
Eltern: Die Eltern von Adolf Heimberger waren Aron Heimberger (geboren 1835) und Rebekka Friedberger (geboren 1840) aus Wachbach.
Familie: Adolf Heimberger hatte zwei Geschwister, Jakob und Regine. Das Mädchen war die jüngste von den dreien, Adolf der zweitälteste. Jakob und Regine wanderten bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus. Zusammen mit seiner Frau Wilhelmine hatte Adolf Heimberger drei Kinder, die innerhalb von nur drei Jahren geboren wurden:
1897 Friederike 1898 Gertrud 1899 Emil
Friederike, die in Auschwitz umkam, ist die Mutter von Paul Niedermann, der uns bei seinem Besuch viel über das Leben seines Großvaters zu erzählen wusste.
Besonderheiten: Heimberger war neben seiner Arbeit als Kastellan der Israelitischen Religionsgemeinschaft Mitglied im Männerkrankenverein und im Begräbnisverein Malbisch Arumim. Aufgrund seiner Arbeit als Kastellan hatte die Wohnung der Familie sogar ein Diensttelefon; an die Nummer konnte sich Paul Niedermann erstaunlicherweise noch erinnern. Sie lautete 57 57!
Tod: Deportation am 22. Oktober 1940 nach Gurs (Frankreich). Adolf Heim-berger starb im Lager Noé am 14. Januar 1942 im Alter von 75 Jahren an Hunger. Seine Frau Wilhelmine kam mit dem Leben davon, sie starb 1952 in Baltimore/USA.
Notizen zu Adolf Heimberger
Vom Balkon aus sieht der Kastellan seine Synagoge brennen…
1936 musste die Familie auf Veranlassung der Nazis in die Herrenstraße 14, eine neue Dienstwohnung, umziehen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (der so genannten Reichskristallnacht) sehen sie hilflos vom Balkon ihres Hauses aus dabei zu, wie die jüdischen Ge-schäfte zerstört und die Synagoge, in der Heimberger bisher arbeitete, in Brand gesetzt wurden. Doch Adolf Heimberger wird im Gegensatz zu den jüngeren Familienmitgliedern nicht von der Gestapo abgeholt, da er zu alt ist.
Mangels Geld und Pässen war aber eine Flucht für Heimberger unmöglich geworden. Außerdem hat-ten die Einreiseländer Einwanderungsquoten, es war also nur einer gewissen Zahl Emigranten erlaubt einzureisen. Und Heimbergers Nummer in der Warteliste war so weit hinten, dass die Ausreise erst drei Jahre später hätte erfolgen können, was leider für ihn zu spät war. Also blieb die Familie weiterhin in Karlsruhe. Die Synagoge wurde nach dem Brand in die Herrenstraße 14 – also gleich neben die Dienstwohnung des Kastellans – verlegt.
Am 22. Oktober 1940 klopfte es an die Tür: drei Gestapo-Beamte in ihren markanten Ledermänteln forderten die gesamte Familie auf, herunterzukommen und höchstens 100 Reichsmark und Handgepäck mitzunehmen. Die Zugfahrt ins Internierungslager Gurs (Frankreich) dauerte drei Tage und vier Nächte. Später wurde Adolf Heim-berger aufgrund seines Alters in das so genannte „Sterbelager“ Noé (Frankreich) verlegt, da Gurs extrem überfüllt war. In Noé wurden Alte und Kranke untergebracht, die ohne weiteres Zutun sterben sollten. Adolf Heimberger starb dort am 14. Januar 1942 im Alter von 75 Jahren an Hunger.
Seine Frau Wilhelmine überlebte das Konzentrationslager und wurde schließlich von den Alliierten befreit. Ironie des Schicksals: der Hunger im Lager war für Wilhelmine Heimberger ausgerechnet wegen ihres Diabetes besser zu ertragen; im Lager stand sie gezwungenermaßen unter Diät. Nach der Befreiung wurde sie von Verwandten in Südfrankreich aufgespürt und nach Baltimore in die USA gebracht, wo sie im Jahre 1952 starb.
(Julian Merkert, Lennart Merkert, Martin Blaszczak, - Ministranten von St. Konrad/Karlsruhe, mit Unterstützung von Peter Baumbusch, den Ministranten von Heilig Kreuz und den Pfadfindern des Stammes „von Galen“, November 2002)