Kuhn, Günter Leo
Nachname: | Kuhn |
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Vorname: | Günter Leo |
Geburtsdatum: | 8. November 1922 |
Geburtsort: | Karlsruhe (Deutschland) |
Familienstand: | ledig |
Eltern: | Albert und Hilda K. |
Familie: | Bruder von Werner Josef |
14.3.1941 nach Rivesaltes (Frankreich),
17.8.1942 von Drancy nach Auschwitz (Polen)
Biographie
Albert und Hilda, Werner Josef und Günter Leo Kuhn
Vorbemerkung
Ich kann nicht mehr genau nachvollziehen, wann ich zum erstenmal von dem Projekt, ein Gedenkbuch für die ermordeten Juden Karlsruhes zu erstellen, erfahren habe. Es mag im Januar 2002 gewesen sein. Die Idee hat mich von Anfang an begeistert, und ich habe mir vorgenommen, nach dem Ausscheiden aus der beruflichen Arbeit eine solche Biografie zu schreiben.
Im Oktober 2003 habe ich mich für Familie Kuhn aus der Klosestraße entschieden. Bei der Wahl hat der Nachname der Familie den Ausschlag gegeben. Mein Geburtsname ist Kuhn - meine Vorfahren väterlicherseits kommen aus Pommern, mein Vater und seine Brüder sind in Leipzig aufgewachsen.
Der Familienname Kuhn ist in Deutschland relativ häufig, und häufig habe ich ihn auch bei jüdischen Familien gefunden.
Familie Kuhn, bestehend aus den Eltern Albert und Hilda und den beiden Söhnen Werner und Günter wohnte vor ihrer Deportation nach Gurs in der Klosestraße 38 bzw. 40.
Ich habe mich bei meinen Ausführungen auf die wenigen amtlichen Informationen beschränken müssen, ergänzt durch eigene Nachforschungen bei Ämtern.
Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit der Verfolgung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden. Ich habe mehrere ehemalige Konzentrationslager besucht ( Auschwitz - Birkenau, Theresienstadt, Ravensbrück, Struthof, Buchenwald ).
Ich habe Dokumentar - und Spielfilme zu diesem Thema gesehen ,ich habe Zeugnisse von Überlebenden und entsprechende Fach-und Sachbücher gelesen. Ich habe im Oktober 2000 an einer Gedenkfahrt nach Gurs teilgenommen, ich habe ehemalige Häftlinge über Gurs sprechen hören und habe Berichte darüber gelesen.
Aber - all dieses Wissen und all mein Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen reichen nicht aus, um als Außenstehende, Nachgeborene, adäquat darüber schreiben zu können, wie diese Familie Kuhn Diskriminierung, Verfolgung, Deportation und Ermordung erlebt und erlitten hat.
Eine jüdische Familie wurde ermordet, sie sollte unsichtbar gemacht werden, namenlos bleiben.
Sie lebt in meinen Gedanken an sie, meiner Empathie für sie und meiner Trauer um sie.
Diese spärlichen Daten entreißen sie der Namenlosigkeit, und die Stolpersteine in der Klosestraße setzen ein sichtbares Zeichen, dass Hilda, Albert,Werner und Günter Kuhn in dieser Stadt gelebt haben.
Günter, Leo Kuhn
Günter, Leo Kuhn wird am 8. November 1922 in Karlsruhe geboren.
Er ist der zweite Sohn von Hilda Hermine Kuhn, geborene Hirsch und Albert Kuhn. Sein älterer Bruder Werner, Josef ist bei seiner Geburt vier Jahre alt.
Von Günter Leo fehlen die so genannte Volks- und die Judenkarteikarte. Deshalb lassen sich keine Angaben über seinen schulischen Werdegang und seine berufliche Ausbildung machen.
Er soll eine Lehre als Polsterer gemacht haben. Seine Eltern haben für ihn einen Reisepassantrag nach Südafrika gestellt. Doch die Ausreise gelingt ihm ebenso wenig wie seinem Bruder.
Günter Leo wohnt 1940 noch bei seinen Eltern in der Klosestraße 38.
Am 22. Oktober 1940 wird er mit seinen Eltern und seinem Bruder Werner, Josef nach Gurs deportiert.
Zusammen mit seiner Mutter und dem älteren Bruder wird er am 17.August 1942 - mit knapp 20 Jahren - von Drancy nach Auschwitz deportiert. Auch er wird wie sein Bruder zur KZ-Zwangsarbeit bei den Buna-Werken der IG-Farbenindustrie selektiert.
Im KZ Auschwitz ist Günter Leo Kuhn am 14. Oktober 1942 - drei Wochen nach seinem Bruder - noch nicht zwanzig Jahre alt – gestorben.
(Helga Weinert-Kuhn, November 2006)
Nachtrag
Bei einem Besuch im Mémorial de la Shoah in Paris im August 2010 konnte ich dort an der Mauer der Erinnerung zu den aus Frankreich deportierten Juden die Namen der Familie Kuhn finden. Die Mutter Hilda und die beiden Söhne Günther Leo und Werner Josef sind mit Nachnamen und Geburtsjahr auf der Mauer der 1942 Deportierten in alphabetischer Reihenfolge genannt.