Kuhn, Hilda Hermine
Nachname: | Kuhn |
---|---|
Vorname: | Hilda Hermine |
geborene: | Hirsch |
Geburtsdatum: | 23. Februar 1885 |
Geburtsort: | Worms (Deutschland) |
Familienstand: | verheiratet |
Familie: | Ehefrau von Albert K.;
Mutter von Günter Leo und Werner Josef |
14.3.1941 nach Rivesaltes (Frankreich),
28.5.1942 nach Marseille (Frankreich) Internierungslager Hôtel de Bompard,
5.8.1942 nach Les Milles (Frankreich),
17.8.1942 von Drancy nach Auschwitz (Polen)
Biographie
Albert und Hilda, Werner Josef und Günter Leo Kuhn
Vorbemerkung
Ich kann nicht mehr genau nachvollziehen, wann ich zum erstenmal von dem Projekt, ein Gedenkbuch für die ermordeten Juden Karlsruhes zu erstellen, erfahren habe. Es mag im Januar 2002 gewesen sein. Die Idee hat mich von Anfang an begeistert, und ich habe mir vorgenommen, nach dem Ausscheiden aus der beruflichen Arbeit eine solche Biografie zu schreiben.
Im Oktober 2003 habe ich mich für Familie Kuhn aus der Klosestraße entschieden. Bei der Wahl hat der Nachname der Familie den Ausschlag gegeben. Mein Geburtsname ist Kuhn - meine Vorfahren väterlicherseits kommen aus Pommern, mein Vater und seine Brüder sind in Leipzig aufgewachsen.
Der Familienname Kuhn ist in Deutschland relativ häufig, und häufig habe ich ihn auch bei jüdischen Familien gefunden.
Familie Kuhn, bestehend aus den Eltern Albert und Hilda und den beiden Söhnen Werner und Günter wohnte vor ihrer Deportation nach Gurs in der Klosestraße 38 bzw. 40.
Ich habe mich bei meinen Ausführungen auf die wenigen amtlichen Informationen beschränken müssen, ergänzt durch eigene Nachforschungen bei Ämtern.
Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit der Verfolgung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden. Ich habe mehrere ehemalige Konzentrationslager besucht ( Auschwitz - Birkenau, Theresienstadt, Ravensbrück, Struthof, Buchenwald ).
Ich habe Dokumentar - und Spielfilme zu diesem Thema gesehen ,ich habe Zeugnisse von Überlebenden und entsprechende Fach-und Sachbücher gelesen. Ich habe im Oktober 2000 an einer Gedenkfahrt nach Gurs teilgenommen, ich habe ehemalige Häftlinge über Gurs sprechen hören und habe Berichte darüber gelesen.
Aber - all dieses Wissen und all mein Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen reichen nicht aus, um als Außenstehende, Nachgeborene, adäquat darüber schreiben zu können, wie diese Familie Kuhn Diskriminierung, Verfolgung, Deportation und Ermordung erlebt und erlitten hat.
Eine jüdische Familie wurde ermordet, sie sollte unsichtbar gemacht werden, namenlos bleiben.
Sie lebt in meinen Gedanken an sie, meiner Empathie für sie und meiner Trauer um sie.
Diese spärlichen Daten entreißen sie der Namenlosigkeit, und die Stolpersteine in der Klosestraße setzen ein sichtbares Zeichen, dass Hilda, Albert,Werner und Günter Kuhn in dieser Stadt gelebt haben.
Hilda Hermine Kuhn, geborene Hirsch
Hilda, Hermine wird am 23. Februar 1885 in Worms geboren.Sie ist das fünfte und jüngste Kind und die vierte Tochter der jüdischen Eheleute Leo Hirsch und Amalie Hirsch, geborene Blum. Der Vater war Handelsmann, laut Meldekartei Pferdehändler. Die Familie hat in Worms in der Mähgasse 5 gewohnt.
Hilda hat vier Geschwister: Die älteste Schwester Hedwig (geboren am 17. Februar 1878); die zweitälteste Schwester Regine (am 1. April 1880 geboren); der Bruder Leopold (geboren am 15. Februar 1881); die dritte Schwester Sally kommt am 18. August 1883 zur Welt. Diese Angaben waren über das Stadtarchiv in Worms zu erfahren.
In der so genannten Volkskartei, die alle Erwachsenen in Deutschland zur Erfragung ihrer Qualifikation im Rahmen der Kriegsvorbereitung abgeben mussten, in denen aber bei den Juden handschriftlich das “J” eingetragen und die Karte gleich getrennt geführt wurde, um sie “vom Volk” zu separieren, machte Hilda Kuhn darin am 12. August 1939 die Angabe, dass sie außer der Volksschule die Höhere Töchterschule in Worms besucht hat. Ein Jahr hat sie in New York verbracht, von 1912 bis 1913. Sie spricht Englisch.
Am 26. Mai 1914 ist sie von Worms nach Mannheim gezogen. Ihre Heirat in Worms ist nicht dokumentiert. In der “Volkskartei” von 1939 heißt es „ohne Beruf".
Sie ist die Ehefrau von Albert Kuhn und die Mutter von Josef Werner und Günter Leo Kuhn.
Vermerkt ist,dass die Familie am 26. Februar 1940 von der Klosestraße 38 in die Klosestraße 40 umgezogen ist (bzw.umziehen musste?).
Am 22. Oktober 1940 wird sie zusammen mit ihrem Mann und den beiden Söhnen nach Gurs deportiert.
Am 17. August 1942 ist sie im Deportationszug von Drancy nach Auschwitz zusammen mit ihren Söhnen, - ihr Mann ist schon am 5. Juni 1941 im Internierungslager Le Vernet gestorben. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 57 Jahre alt.
Wann Hilda Hermine Kuhn dort gestorben bzw. ermordet worden ist, steht nicht fest.
Vermutlich wurde sie unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau in die Gaskammer geschickt.
(Helga Weinert-Kuhn, November 2006)
Nachtrag
Bei einem Besuch im Mémorial de la Shoah in Paris im August 2010 konnte ich dort an der Mauer der Erinnerung zu den aus Frankreich deportierten Juden die Namen der Familie Kuhn finden. Die Mutter Hilda und die beiden Söhne Günther Leo und Werner Josef sind mit Nachnamen und Geburtsjahr auf der Mauer der 1942 Deportierten in alphabetischer Reihenfolge genannt.