Plonski, Arnold
Nachname: | Plonski |
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Vorname: | Arnold |
Geburtsdatum: | 20. Oktober 1885 |
Geburtsort: | Dziembowo |
Familienstand: | verheiratet |
Eltern: | Simon und Rosalie, geb. Israel, P. |
Familie: | Ehemann von Emilie P.;
Vater von Trude; Bruder von Frieda |
1921-1940: Marienstr. 60
Handelsvertreter
10.8.1942 von Drancy nach Auschwitz (Polen)
Biographie
In Erinnerung an Arnold und Emilie Plonski und ihre Tochter Trude
Arnold Plonski ist am 20. Oktober 1885 im mehrheitlich polnischen Dorf Dziembowo bei Schneidemühl (heute Pila) geboren, welches damals zur preußischen Provinz Posen gehörte. Der Landstrich war 1772 bei der ersten Teilung Polens an Preußen gefallen. Die Plonskis besaßen die preußische Staatsbürgerschaft.
Seine Eltern waren Simon und Rosalie, geborene Israel, Plonski, beide jüdischer Abstammung. Er hatte noch eine jüngere Schwester Frieda, die am 17. November 1891 zur Welt kam. Sie konnte später dem Holocaust entkommen, da sie 1936 nach Palästina emigrierte. Arnold besuchte bis zu seinem 10. Geburtstag drei Klassen der Vorschule in seinem Geburtsort. Das Gymnasium besuchte er sechs Jahre lang in Schneidemühl, das 13 Kilometer von seinem Wohnort entfernt war.
Nach der Schule begann er eine kaufmännische Lehre in der Schneidemühler Eisenwarenhandlung Solmson und arbeitete dort anschließend noch ca. ein Jahr. Dann wechselte er zur Firma Anspach am gleichen Ort. Nach zwei Jahren verließ der etwa Zwanzigjährige seine Heimat und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in verschiedenen Warenhäusern, so z.B. beim Warenhaus Schocken in Bremerhaven.
Dieser Weg lässt sich nicht mehr näher feststellen. Festgehalten ist aber, dass er ab 1916 Heeresdienst geleistet hatte. Bei Kriegsende war er beim Landsturm in Danzig. Möglicherweise hat er sich die Rückenverletzung und Nierenbeschädigung, die er später angab, im Krieg zugezogen. Seit 1918 war er nach Angaben seiner Verwandten aus der bekannten jüdischen Grötzinger Familie Palm in Karlsruhe ansässig. Im Karlsruher Adressbuch selbst ist er erst in dem von 1921 aufgeführt, in der Händelstraße 9. Im folgenden Adressbuch ist er in der Marienstraße 60 im ersten Obergeschoss verzeichnet, der gültigen Wohnadresse bis zur Deportation 1940.
In Karlsruhe lernte er Emilie Palm, Tochter von Raphael und Sara Palm kennen, und beide verheirateten sich am 6. Mai 1920. Im folgenden Jahr am 3. November 1921 kam Trude Rosa Plonski im Ludwig-Wilhelm-Krankenhaus, der späteren Landesfrauenklinik und heutigen Psychiatrie des Städtischen Klinikums Karlsruhe, zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie bereits in der Marienstraße 60. Dies war eine sehr geräumige Vierzimmerwohnung mit Bad, vermietet von der katholischen Kirchengemeinde Unserer Lieben Frau, auch St. Canisiushaus genannt (das heutige moderne Canisiushaus der Gemeinde liegt in der Augartenstraße 51).
Emilie war am 5. November 1889 noch in Grötzingen geboren, der Vater war Metzger gewesen. Ihre Eltern waren früh verstorben, die Mutter 1905, der Vater 1908. Vermutlich hat sie den Haushalt des verwitweten Vaters und ihrer Brüder, Heinrich Palm, geboren 1882 und Alexander Palm, geboren 1887, geführt. Beide hatten dann zusammen eine Haushalts- und Küchengerätegroßhandlung aufgebaut.
In den Anfangsjahren war Arnold Plonski für dieses Geschäft seiner nahezu gleichaltrigen Schwäger tätig. 1920 machte er sich dann aber selbstständig als Handelsvertreter, ebenfalls für Haushaltswaren. Bis zum Ende dieser Tätigkeit vertrat er unter anderem die Korbwarenfabrik Fritz Lippmann in Lichtenfels bei Bayreuth, eine der bedeutendsten Firmen dieser Branche, als Generalvertreter für Baden und die Schweiz.
Die Lebensumstände der Familie ließen sich nicht erschließen. Arnolds Einkommen soll vor der nationalsozialistischen Zeit im Bereich der gediegenen Mittelschicht gelegen haben. Die Wohnung verfügte über ein Wohn- und Speisezimmer, ein Herrenzimmer, das elterliche Schlafzimmer und für Trude ein eigenes Kinderzimmer. Ungefähr 1928 hatte man sich ein Klavier angeschafft. Vielleicht belegt dies eine kulturelle Interessiertheit in der Familie, vielleicht ging es auch darum, dass die Tochter das Klavierspiel erlernen sollte. Trude besuchte die Volksschule und genügte der Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr durch den Besuch der Fortbildungsschule, wie 1939 belegt. In der NS-Zeit geriet Arnold in geschäftliche Schwierigkeiten. Als er 1938 wie üblich seinen Reisepass verlängern lassen wollte, um seine Vertretertätigkeit auch im Ausland wie gewohnt weiterführen zu können, wurde ihm dies von der in diesem Verfahren einbezogenen Gestapo versagt. Begründet wurde dies mit der Absage der darin gleichfalls involvierten Industrie- und Handelskammer, die am 25. Januar 1938 „kein dringendes volkswirtschaftliches Interesse“ sah. Hintergrund war der Erlass des Reichsministeriums des Inneren vom 16. November 1937, demnach Juden keine Reisepässe mehr erhalten sollten, Ausnahme im Reichsinteresse oder zur Auswanderung. Die Verweigerung wurde Arnold Plonski am 10. Februar 1938 eröffnet. Seine Existenzgrundlage war damit ruiniert. Seine beiden in den 1920er Jahren zur Familienabsicherung abgeschlossenen Lebensversicherungen waren bereits seit 1934 beitragsfrei gestellt worden, ein Hinweis auf die schon da schlechter gewordene Geschäftsgrundlage.
Durch ein Gesetz war es seit dem Frühjahr 1939 möglich, Juden aus so genannten „arischen“ Häusern das Mietverhältnis zu kündigen und sie in so genannten Judenhäusern gedrängt einzuquartieren. Die Plonskis wohnten bis zuletzt in der Marienstraße 60. Die katholische Kirchengemeinde als Hauseigentümer hatte demnach also nichts unternommen, ihre einzigen jüdischen Mieter zu verdrängen. Vielleicht, aber das ist ein nicht zu belegender Gedanke, war sie sogar entgegengekommen und hatte die Miete der schlechten Finanzlage der Familie entsprechend angepasst?
Am 22. Oktober 1940 wurde die dreiköpfige Familie wie fast alle südwestdeutschen Juden in das Internierungslager Gurs deportiert. Die Familie wurde auseinandergerissen durch Trennung in Männer- und Frauenbaracken.
Alle Drei blieben bis zuletzt, als die Deportationen in die Vernichtungslager begannen, in Gurs. Sie gerieten in einen der frühen Transporte nach Auschwitz. Am 6. August 1942 wurden alle Drei aus Gurs zum Durchgangslager Drancy bei Paris verbracht. Dort mussten die Internierten eine kurze Wartezeit verbringen, bis jeweils ein Zug mit etwa 1.000 Personen zusammengestellt wurde. Am 10. August 1942 startete der Transport Nummer 17 aus Drancy nach dem Vernichtungslager Auschwitz, darunter die Familie Plonski, wo er am 12. August eintraf. Arnold Plonski, 56 Jahre alt, Emilie Plonski, 52 Jahre alt und die 20-jährige Trude wurden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gleich bei der Ankunft ins Gas geschickt und ermordet.
(Clara Mende, 12. Klasse, Lessing-Gymnasium, November 2018)
Quellen:
- Stadtarchiv Karlsruhe, Adressbücher, Standesregister, 1/AEST 1239, 1/AEST 29, 8/StS 34/145.
- Generallandesarchiv, 480/22840, 26148, 26211; 330/974; 508/Zug 1963-23 Nr. 388.