Schap, Max
Nachname: | Schap |
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Vorname: | Max |
Geburtsdatum: | 2. Juli 1914 |
Geburtsort: | Karlsruhe (Deutschland) |
Familienstand: | ledig |
Eltern: | Arnold und Amalie Sch. |
Familie: | Bruder von Siegfried |
Waldhornstr. 21
Musiker Violine
Musiklehrer
Biographie
In Erinnerung an Max Schap
Max Schap wurde am 2. Juli 1914 in Karlsruhe geboren. Er hatte noch einen jüngeren Bruder, den am 13. November 1918 in Karlsruhe geborenen Siegfried.
Seine Eltern waren Arnold Schap und Malchen (Amalie) Schap, geborene Maier.
Während die Mutter eine Badnerin war, geboren am 20. November 1882 in Königsbach bei Pforzheim, war der Vater ein „Fremder“, er verfügte über einen ungarischen Pass. Arnold Schap stammte aus dem österreichisch-ungarischen Preßburg (Bratislava), wo er am 11. Dezember 1885 geboren war. Er kam aus kleinen Verhältnissen, seine Eltern waren der Handelsmann Simon und Fanny, geborene Lustig, Schap. Auch Malchens Eltern waren einfache Leute, der Handelsmann Samuel und Klara, geborene Levi, Maier. Bereits 1890 war die Familie nach Karlsruhe gekommen, wohnte im „Dörfle“ in der Markgrafenstraße 20, wie das Adressbuch 1891 ausweist.
Arnold Schap kam wahrscheinlich um 1911 aus Preßburg nach Karlsruhe. Für das Aufgebot bekam er bescheinigt, seit dem 1. Januar 1912 in Karlsruhe gemeldet zu sein. Im Adressbuch ist er erstmals 1913 aufgeführt mit Wohnung in der Kriegsstraße 10. Arnold und Malchen heirateten in Karlsruhe am 25. Juli 1912. Bereits am 24. Mai 1913 kam Tochter Klara auf die Welt. Klara verstarb schon zwei Monate später, am 28. Juli 1913. Die Familie wohnte längere Zeit in der Zähringstraße 38, ehe sie nach der Geburt von Siegfried in eine Vierzimmerwohnung in der Waldhornstraße 21 umzog.
Arnold Schap war als Handlungsgehilfe nach Karlsruhe gekommen, hatte rasch ein An- und Verkaufsgeschäft eröffnet und sich schließlich mit einem Herrenkonfektionsgeschäft mit Laden in der Kaiserstraße 67 etabliert.
Die Ehe war anscheinend nicht glücklich. Nach späteren Aussagen von Hausbewohnern gab es viele Streitigkeiten. Das Paar wurde rechtskräftig zum 8. März 1930 geschieden. Danach blieb Malchen Schap mit den Söhnen in der Wohnung Waldhornstraße 21, Arnold finden wir im Adressbuch in der Akademiestraße 65 und 1933/34 in Mühlburg in der Stösserstraße 16.
Max Schap hatte nach der Elementarschule vom Schuljahr 1925 an das Humboldt-Realgymnasium bis zum Schuljahresende 1929, bis zur Untertertia (8. Schuljahr) besucht. Er war ein mittelmäßiger, offensichtlich angepasster Schüler (Verhalten: Note 1). Früh zeigte sich seine musikalische Begabung, in der er von den Eltern unterstützt wurde. Schon als Heranwachsender trat er bei Feierlichkeiten der Jüdischen Gemeinde mit Violinenspiel auf. Max Schap besuchte nachweislich vom 12. Januar 1931 bis 16. September 1932 das Musik-Konservatorium in Strasbourg. Danach soll er sogar bis 1934 in Paris seine Fähigkeiten vervollkommnet haben; dafür fehlt der exakte Nachweis, ist aber nicht anzuzweifeln. Er strebte offensichtlich eine Musikerkarriere an. 1934 kehrte er nach Karlsruhe zurück. Da er als Jude nicht Mitglied der Reichskulturkammer sein konnte, blieb er für Verdienstmöglichkeiten darauf angewiesen, Privatunterricht zu erteilen. Öffentliche Auftritte als Violinist in Karlsruhe konnte er nur über den Jüdischen Kulturbund wahrnehmen.
Siegfried Schap besuchte bis 1933 die Volksschule und war danach Lehrling in der Eisengroßhandlung L.J. Ettlinger bis 1936, er besuchte die Handelsschule, erlernte also den kaufmännischen Beruf. Nach der Lehre wurde ihm die Leitung der Buchhaltung übertragen, ein verantwortungsvoller Posten.
Die Schaps litten unter den Nazis. Das Geschäft von Vater Arnold musste schließen, seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mühsam als Reisender. Sohn Max bekam immer weniger Schüler zum Privatunterricht. Da die Mutter Verwandte in den USA hatte, war eine Auswanderung dorthin im Gespräch. Doch Max Schap wollte das offensichtlich nicht. Während die Mutter Amalie (Malchen) mit Sohn Siegfried am 10. März 1937 mit dem Schiff Berengaria der Cunard Line in New York eintraf, die Schiffskarten waren von ihrer in den USA lebenden Schwester bezahlt worden, blieb Max Schap in Deutschland und lebte mit seinem Vater zusammen.
Max Schap und der Vater gingen 1938 in die Tschechoslowakei. Das war das letzte Mal, dass Siegfried etwas von ihnen hörte, wie er später sagte. Vermutlich lebten beide die ganze Zeit in Bratislava (Preßburg). Über die Lebensumstände, und ob Max dort als Musiker arbeiten konnte, wissen wir nichts.
Mit der Besetzung des tschechischen Landesteils im März 1939 wurde die Tschechoslowakei zerschlagen. Arnold und Max Schap lebten in der nun selbstständigen Slowakei, eine Diktatur und ein Satellitenstaat Deutschlands. Der neue slowakische Staat agierte von Anfang an antijüdisch, stellte die angebliche „jüdische Frage“ ins Zentrum, die er durch Ausschluss der rund 90.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus dem öffentlichen Leben und durch Ausbürgerungen „lösen“ wollte. Unter deutschem Einfluss schließlich kam es zu Deportationen, der ersten am 25. März 1942. Bis zum 25. Mai des gleichen Jahres, als das „Verfassungsgesetz über die Aussiedlung von Juden“ verabschiedet wurde, waren schon 28 Transporte mit etwa 28.000 Menschen nach Auschwitz gegangen. Der slowakische Staat hatte dem Deutschen Reich für jeden von ihnen 500 RM zu bezahlen. Danach folgten bis zum Jahresende 1942 noch weitere 29 Transporte, so dass bis dahin zwei Drittel der slowakischen jüdischen Bevölkerung deportiert worden war.
Am 20. Juni 1942 ging ein Transport mit 404 Männern und 255 Frauen ab, der am gleichen Tag in Auschwitz eintraf. Sie wurden alle „ordentlich“ registriert, das heißt, nicht in die Gaskammer, sondern in das KZ zur Zwangsarbeit eingeliefert. Die Frauen erhielten die Registrierungsnummern 7678 bis 7932, die Männer 39923 bis 40326. Max Schap war darunter, er bekam die Nummer 39973 eingestochen. Offensichtlich gehörte er zu denen, die den Tod durch Arbeit erlitten. Die Überlebensrate von Zwangsarbeitshäftlingen in Auschwitz betrug im Mittel etwa zwei Monate.
Der Tod von Max Schap wurde registriert: am 25. Juli 1942.
Er hatte demnach nicht einmal die statistische Überlebensrate erreicht. Welche Qualen er erlitten haben muss, erschließt sich, aus den immerhin vorliegenden Daten, nicht.
Der Vater Arnold war nicht im Transport mit Max, auch nicht bei einem späteren im Jahr 1942. Mit Ende 1942 hörten die Transporte in das Vernichtungslager Auschwitz auf. Da lebten noch weniger als 20.000 Juden in der Slowakei, einer von ihnen, Arnold. Nach Niederschlagung des slowakischen Aufstandes und der kompletten Besetzung des Landes durch Deutschland wurden die Transporte wieder aufgenommen. Im Herbst 1941 hatte die slowakische Regierung das KZ Sered für Juden zum Zwangsarbeitseinsatz und später als Durchgangslager genutzt. Im September 1944 übernahm es die SS, die es zur Drehscheibe zum Transport nach Auschwitz machte, um die letzten slowakischen Juden zu ermorden. Dorthin kam nun auch Arnold Schap. Wann genau, ist unklar. Nachdem die Mordinfrastruktur in Auschwitz ab November 1944 abgebaut wurde und spätestens nach der Befreiung im Januar durch die Rote Armee, rollten von Sered Transporte im Wesentlichen nach dem KZ Theresienstadt. Der letzte Transport aus Sered dorthin war am 31. März 1945. Arnold Schap kam nachweislich am 12. März 1945 mit dem Transport 512 XXVI/3 nach Theresienstadt. In den letzten Wochen wurde das KZ völlig überfüllt, auf Todesmärschen auf dem Weg nach Theresienstadt waren viele Deportierte umgekommen, Flecktyphus grassierte. Dort erlebte Arnold Schap am 5. bzw. 8. Mai seine Befreiung.
Malchen Schap starb am 19. Februar 1947 in New York.
Arnold Schap wanderte nach seiner Befreiung auch in die USA aus, dort verstarb er ebenfalls früh, am 3. September 1950.
Siegfried Schap baute sich ein Leben in den USA auf, gründete eine Familie, arbeitete als Kaufmann bzw. Vertreter. Lange Zeit lebte die Familie in New York City, zuletzt schließlich in Queens im Stadtteil Flushing, im Bundesstaat New York. Dort verstarb er am 5. September 2008.
(Jürgen Müller, Dezember 2019)
Quellen:
Stadtarchiv Karlsruhe: 1/Schulen 5, Realgymnasium; 6/BZA 11258.
Generallandesarchiv Karlsruhe: 330/1078; 480/25033, 25066 und 25067.
Israelitisches Gemeindeblatt Ausgabe B, 23.11.1931.