Weglein, Josef

Nachname: Weglein
Vorname: Josef
Geburtsdatum: 18. Februar 1867
Geburtsort: Werneck/Schweinfurt (Deutschland)
Familienstand: verheiratet
Familie: Ehemann von Jenny W.;
Vater von Else, Hertha und Julius
Adresse:
1900: Waldstr. 24,
1910: Kaiserstr. 124,
1915: Leopoldstr. 7
Beruf:
Kaufmann, Möbelhändler Teilhaber der Möbelhandlung Holz & Weglein, Kaiserstr. 109, bis 1915
Kaufmann, Textilwarenhändler Inhaber eines Manufakturwarengeschäfts
Handelsvertreter
Deportation:
22.10.1940 nach Gurs (Frankreich),
später nach Rivesaltes (Frankreich),
12.8.1942 von Drancy nach Auschwitz (Polen)
Sterbeort:
Auschwitz (Polen)

Biographie

Weglein, Josef, Jenny und Julius

Nur sieben jüdische Familien lebten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Werneck – sie hießen Feederlein, Friedlich, Kleemann, Kohnstamm, Rosenstein und Weglein. Aus diesem Dorf, heute ein Teil von Markt Werneck, zwischen Würzburg und Schweinfurt gelegen, stammte Joseph Weglein. In der „Chronik der jüdischen Gemeinde von Werneck – Spuren jüdischen Lebens 1677 - 1904“ ist auch seine Familie verzeichnet. Der Vater, der Kaufmann Julius (Joel) Weglein war dort am 28. März 1837 geboren worden, die Mutter Hanna (Hannchen), Tochter des Metzgermeisters Moses Adelsdorf am 19. Januar 1842 oder 1843 im knapp 70 km entfernten Walsdorf. Die Trauung im September 1864 nahm der Stadt- und Distriktsrabbiner Dr. Roback vor. Das Ehepaar bewohnte in Werneck das Haus Nummer 33. Ihr erstes Kind kam am 7. Oktober 1865 zur Welt und wurde - nach dem Großvater väterlicherseits - David benannt. Ihm folgten Josef am 18. Februar 1867 und Ida am 3. November 1868. Drei weitere Kinder des Paares starben zwischen 1871 und 1874 im Säuglingsalter, schwere Schicksalsschläge für die Eltern. Am 6. August 1875 kam ihr Sohn Arnold gesund zur Welt. Noch vor dem siebten Geburtstag seines Jüngsten verstarb der Vater Julius Weglein im April 1882 im Alter von nur 45 Jahren.

Umzug nach Würzburg
Viele jüdische Bewohner von Werneck hatten zu dieser Zeit bereits ihren Heimatort verlassen und waren in Städte abgewandert. Ende des Jahres 1904 sollten nur noch wenige Juden in Werneck leben, die jüdische Gemeinde schließlich aufgelöst, die Synagoge anderweitig genutzt werden. Auch die Kaufmannswitwe Hannchen Weglein wagte diesen Schritt. Im Januar 1885 meldete sie sich im etwa 25 km entfernten Würzburg an, Gründe für gerade diese Wahl sind nicht bekannt. Auf dem Einwohnermeldebogen und in Adressbüchern der Stadt sind zunächst Ludwigstraße 14 und 1886 Kaiserstraße 17 als ihr Wohnsitz vermerkt. 18 Monate nach ihrem Zuzug und etwa vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes verstarb Hanna Weglein am 1. Juli 1886. Ihr ältester Sohn David war zu diesem Zeitpunkt knapp 21 und Arnold, der jüngste, noch nicht einmal 11 Jahre alt. Die Namen und Geburtsdaten der vier Waisen sind auf dem Einwohnermeldebogen, der „Aufenthaltsanzeige“ für Hannchen Weglein eingetragen, daneben in der gleichen Spalte befindet sich der nicht erklärbare Vermerk: “Fr. Sofie Weglein 86 Ja. gestorb. 3. III.1897“. In Meldebogen und Grundlisten von Würzburg taucht der Name „Sofie Weglein“ nie auf. Eine Sterbeurkunde für eine Frau dieses Namens existiert weder hier noch in Werneck. War sie eine Verwandte, die zeitweise die Kinder aufgenommen hat? Man weiß es nicht. Ab dem 1. August 1887 wurde David, der älteste der Geschwister, von Beruf „Commis“ und mittlerweile volljährig, in Würzburg unter der Adresse Kaiserstraße 1 verzeichnet. Zeitgleich wurde in der Grundliste eingetragen : „Weglein, Kinder v. Werneck, ab 1.8.1887“.
Über die folgenden Jahre gibt es keinerlei Informationen über ihr Leben. David, der Älteste zog 1898 nach Frankfurt a.M., 1899 kehrte er wieder nach Würzburg zurück.

Josef und Arnold Weglein in Karlsruhe
Der zweitgeborene der Geschwister, Joseph Weglein, war nach Karlsruhe gezogen. Ab 1899 lebte er dort zunächst in der Herrenstraße 22. Schon im selben Jahr gründete er, zusammen mit dem vier Jahre jüngeren Simon Holz aus Weingarten/Baden die Firma Holz & Weglein, Manufakturwaren, Möbel- und Ausstattungsgeschäft. Das Geschäft war zunächst parterre im Haus eines Mützenmachers in der Waldstraße 37, sein Geschäftspartner wohnte mit Frau und Kind in der Etage darüber. Im Jahr 1900 zog Josef Weglein in die Waldstraße 24 um. Am 22. Mai 1905 heiratete er in Homburg vor der Höhe (seit 1912 Bad Homburg v. d. H.) Jenny Althof. Die Braut war in dieser, besonders auch bei jüdischen Gästen aus aller Welt beliebten Kurstadt am 2. Oktober 1882 als Tochter von Leopold Althof und Therese, geborene Neugaß zur Welt gekommen. Nach der Grundschule besuchte sie eine private höhere Mädchenschule. Die Familie wohnte in der Louisenstraße 34. Der Brautvater, der Rentner Leopold Althof, war bereits am 24. März 1895 im Alter von 63 Jahren verstorben und auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt worden. Die Inschrift auf seinem Grabstein nennt ihn einen vollkommenen und gradsinnigen Mann. Nach der Heirat wohnte das Ehepaar Jenny und Josef Weglein der Kaiserstraße 124a in Karlsruhe. Am 23. Februar 1908 kam die Tochter Hertha (Herta) Johanna zur Welt. 1911 zog die junge Familie in eine Wohnung im zweiten Obergeschoß des Hauses Leopoldstraße 7b, direkt am Leopoldplatz um. Das „Nachbarhaus“ 7c gehörte dem Architekten Hermann Billing, nur wenige Jahre zuvor hatte er es für sich und seinen Partner Wilhelm Vittali als Ateliergebäude errichten lassen. Am 16. März 1914 wurde Else, die zweite Tochter von Josef und Jenny geboren, am 11. Mai 1915 kam Sohn Julius zur Welt.
Bei Kriegsbeginn 1914 war Josef Weglein 47 Jahre alt gewesen, sein älterer Bruder David in Würzburg stand kurz vor dem 49. Geburtstag. Ein Wehrdienst wurde beiden erspart. Doch der jüngste der Brüder, Arnold Weglein sollte für „sein Vaterland“ in den Krieg ziehen, in einer der vielen Landwehrformationen 1917/1918. Etwa 1909 war er nach Karlsruhe gekommen, im Adressbuch wurde er als „ Geschäftsführer“ in der dritten Etage in der Waldstraße 63 verzeichnet. Im Erdgeschoss des Hauses, das dem Stadtrat und Wirt Jakob Möloth gehörte, befanden sich die Wirtschaften „Fortuna“ und „Krokodil“. Ab 1913 zog Arnold Weglein in die Amalienstraße um. Zwischen November 1915 und Oktober wurde er Soldat, einem Hinweis nach als „Einjährig-Freiwilliger“. Im Ehrenbuch der Stadt Karlsruhe 1914 – 1918 auf Seite 321 ist er eingetragen: „Weglein, Arnold, geb. Werneck (Bay.), led., 42 Jahre, Kaufmann, Gefr. Erss.Batl. Landw. Inf. Regt. 56, 2. Komp. Gest. 10. 4. 1918 Laz. Brüssel(Belg.)“.

Erfolgreiche Jahre
Für das Möbelgeschäft Holz & Weglein, mittlerweile in der Kaiserstraße 109, hatte man noch 1914 in den Adressbüchern mit der Annonce geworben:

HOLZ & WEGLEIN
:: Möbel – Haus ::
Kaiserstraße 109 - Adlerstraße 19
Verkauf von nur prima Fabrikaten
Franko Lieferung
-Jahrelange Garantie-

Im Folgejahr 1915 trennten sich die Geschäftspartner Weglein und Holz. Unter dem Namen Simon Holz - Gutmann“ führte Simon Holz die Firma weiter, an die Stelles des Namens Weglein trat nun der Mädchenname seiner Frau Henriette. Josef Weglein machte sich als Handelsvertreter selbstständig. Im Adressbuch 1923 steht der Zusatz „Agenturen“ hinter seinem Namen. Die spätere Aussage seiner Tochter Else erklärt es näher. Josef Weglein vertrat „unzählige Jahre führende Fabrikanten der Möbel-, Glas- und Spiegelbranche“. Elses Schwester Herta wusste von Vertretungen für die Firma Schell & Vittali in Offenburg, Hersteller für Fenster-, Spiegel- und Gartenglas, für deren Waren er deshalb ein Lager in Karlsruhe unterhielt und für die Firma Veit Weil in Stuttgart, die Leime für die Möbelfabrikation herstellte, an diese Namen erinnerte sie sich besonders, weil die Herren oft in der Wohnung in Karlsruhe, vermutlich im Büro des Hausherrn waren. Auch die Vertretung einer Möbelfabrik, vermutlich in Dresden für komplette Zimmereinrichtungen soll Josef Weglein gehabt haben und „die Gold- und Silberscheideanstalt in Heidelberg sei ein großer Kunde“ gewesen. Die Einkünfte ermöglichten der Familie ein komfortables Leben. Nach Einschätzung der Tochter Herta im Laufe des Wiedergutmachungsverfahren 1962 sollen sie dem Gehalt eines höheren Beamten entsprochen haben. Bald bewohnten die Wegleins eine Siebenzimmerwohnung im ersten Obergeschoss in der Leopoldstraße 7 b, dem Anschein nach erstreckte sie sich über die gesamte Etage. Die drei Kinder gingen auf höhere Schulen, alle hatten sie Musikunterricht. Im August 1922 druckte „Der Israelit“, das Zentralorgan des orthodoxen Judentums in der Rubrik „Kinderecke“ ein Märchen der 14-jährigen Herta Weglein ab, in dem sich ein sechsjähriges, frommes Mädchen nichts anderes, nichts Schöneres wünschen kann als „Frohsinn, Gesundheit und langes Leben“ für die Eltern - wohl auch ein Hinweis auf die wohlgeordnete Welt der Kinder und ein harmonisches Familienleben. Hertha, die Älteste der Geschwister besuchte nach dem Lessing-Mädchengymnasium das Kindergärtnerinnen- und Hortnerseminar. Die jüngere Else hatte sich zum Medizinstudium entschlossen, dem aber „die damalige Zeit einen Riegel vorschob“, wie es Herta später nannte. Die Familie gehörte der orthodoxen Gemeinde an. Josef Weglein engagierte sich im Wohltätigkeitsverein Dower Tow. Jenny Weglein war Hausfrau und Mutter. Sie war Mitglied im Israelitischen Frauenverein, im Israelitischen Frauenwohltätigkeitsverein und in der Tachrichim-Kasse. Der Sohn Julius besuchte von April 1926 bis März 1932, bis zum „Einjährigen“ das Goethe-Realgymnasium. Er war Mitglied eines Sportclubs, entweder beim Turnclub Karlsruhe 1903 (TCK 03) oder bei Hakoah (hebräisch: Stärke). Nach seiner Schulzeit machte er eine dreijährige Lehre bei der Eisenhandlung Sigmund Bär in Karlsruhe. Dort arbeitete er bis die Firma im Frühjahr 1935 den Betrieb einstellen musste, „im Zuge der Verhältnisse liquidiert“ wurde. Als ihm sein Onkel David Weglein ein verlockendes Angebot machte, nahm er es an.

Würzburg
David Weglein hatte um 1900 mit Julius (Isaak) Lehmann aus der Gemeinde Lengfeld (Odenwald) in Würzburg das Bankhaus Weglein & Lehmann gegründet. Nach dem Tod von Julius Lehman, dem langjährigen Vorsitzenden jüdischer Geselligkeitsvereine, Mitglied im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeine Würzburg, war 1929 dessen Witwe Rosa als Teilhaberin des Bankgeschäfts an dessen Stelle getreten. Ihr Sohn Paul Lehmann war seit 1928 Prokurist der Bank. Der kinderlose und unverheiratete Bankier David Weglein wollte nun seinen Neffen zum Bankkaufmann ausbilden und Julius besuchte fortbildende Kurse auf der Handelsschule. Nach den Wünschen des Onkels sollte er später in das Bankhaus eintreten können. Das Bankhaus hatte, wie andere auch, zahlreiche Aufträge anlässlich der jetzt so häufigen Auswanderungen auszuführen, „Arisierungen mussten vorbereitet werden, Transfers nach Palästina waren zu betreiben und zurückgelassene Vermögen mussten verwaltet werden“, steht im Schreiben der Rechtsanwälte an das Amt für Wiedergutmachung aus dem Jahr 1960. Im Frühjahr 1935 bekam Julius Weglein von Verwandten in den USA ein Affidavit mit der Aufforderung zu kommen. Eine solche beglaubigte Bürgschaftserklärung hätte es ihm ermöglicht, sich vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu retten. Doch Julius Weglein machte keinen Gebrauch davon. Stattdessen war er ständig und auch lukrativ für den Onkel tätig, oft auch im Auftrag des Bankhauses unterwegs. Er wurde nach Berlin und Hamburg geschickt und auch „vor allem „nach kleinen Plätzen“. Sein Einkommen lag im Rahmen eines mittleren Beamtengehalts plus Spesen. Gut sei er seit 1935 „dagestanden“, hieß es später. Allerdings wurde das Bankhaus bereits angefeindet. Ein anonym von einer lokalen oder regionalen Gliederung der NSDAP herausgegebenes Verzeichnis der 281 jüdischen Gewerbebetriebe, Ärzte und Rechtsanwälte in Würzburg im Juni 1935 enthält in der Rubrik Banken das Bankhaus Weglein & Lehmann, Adolf-Hitler-Straße 3a und war wohl ein Leitfaden zur Umsetzung des nazistischen Boykottaufrufs "Kauft nicht beim Juden!". 1936 wurde das jüdische Bankhaus Weglein & Lehmann liquidiert. Paul Lehmann wanderte im Juni desselben Jahres nach Johannesburg aus. David Weglein, Privatier, wurde noch im Adressbuch 1939 unter seiner Adresse in der Kaiserstraße 16 eingetragen. Bei ihm lebte seine Schwester Ida Lippmann, die nach dem Tod ihres Mannes, eines Arztes und Sanitätsrates, in den 1930er Jahren zu ihm nach Würzburg gezogen war. Der Neffe Julius Weglein kehrte vermutlich nach Karlsruhe zurück.

Karlsruhe, Leopoldstraße 7b
Ab 1933 war das Einkommen von Josef Weglein „im Zuge der Verfolgungsmaßnahmen“ wesentlich zurückgegangen. 1937 war der Siebzigjährige bei guter Gesundheit und gerne noch erwerbstätig, doch nach vielen Jahren als Vertreter führender Fabrikanten der Möbel-, Glas- und Spiegelbranche wurden ihm 1937/38 sukzessiv die Vertretungen „entzogen“.
Er musste die Erwerbstätigkeit beenden. Sohn Julius Weglein war wohl zur Familie nach Karlsruhe zurückgekehrt, die Töchter lebten ebenfalls noch bei den Eltern. Im Jahr 1938 wurden im Jüdischen Gemeindeblatt für Baden die Verlobungen von Else und Herta Weglein annonciert. Hertha heiratete am 1. September 1938 Jakob Tannhauser, das Hochzeitsdatum von Else mit Max Haendler aus Gleiwitz ist nicht bekannt. In der Folgezeit verschlechterten sich die Lebensumstände der Familie Weglein mehr und mehr, sie waren ihrer Bürger- und Menschenrechte beraubt worden. Josef Weglein hatte keine Einkünfte mehr, am Vermögen zehrten die vom Staat auferlegten Sonderabgaben. Weil er die Beiträge nicht mehr aufbringen konnte, kündigte Julius Weglein seine Kapitalversicherung im Dezember 1938 vorzeitig, der Rückkaufswert in Höhe von 698.- RM wurde ihm bar ausgezahlt. Seine Mutter Jenny Weglein tat das gleiche mit ihrer Sterbegeldversicherung, die sie erst im Februar 1933 abgeschlossen hatte und bekam dafür 63,95 RM. In ihrer Wohnung in der Leopoldstraße konnten sie bleiben, bis zur Adressbuchausgabe 1939 ist Josef Weglein noch verzeichnet. Irgendwann in dieser Zeit emigrierten Herta und Else in die USA. Im Adressbuch 1940 ist kein Bewohner der 2. Etage in der Leopoldstraße 7b verzeichnet, Juden wurden nicht mehr im Adressbuch eingetragen. Ab 1941 wohnte in den Räumen ein Kunstmaler.

Oktober 1940
Josef, Jenny und Julius Weglein mussten am 22. Oktober 1940 Karlsruhe verlassen.
In dieser Großaktion wurden sie mit Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs in Südfrankreich verbracht.

Völlig unerwartet mussten sie binnen kürzester Zeit einen kleinen Teil ihrer Habe packen, 50 kg Gepäck pro Person, außer einer Wolldecke Verpflegung für mehrere Tage und Ess- und Trinkgeschirr. Maximal 100 Reichsmark pro Person waren erlaubt, Sparbücher, Wertpapiere und Schmuck wurden sofort konfisziert. In einem Schreiben an das Auswärtige Amt vom 29. Oktober 1940 fasst der Chef des Reichssicherheitshauptamts Heydrich wie folgt zusammen: "Der Führer ordnete die Abschiebung der Juden aus Baden über das Elsass und der Juden aus der Pfalz über Lothringen an. Nach Durchführung der Aktion kann ich Ihnen mitteilen, dass aus Baden am 22. und 23.10.1940 … 6504 Juden im Einvernehmen mit den örtlichen Dienststellen der Wehrmacht, ohne vorherige Kenntnisgabe an die französischen Behörden, in den unbesetzten Teil Frankreichs über Chalon-sur-Saône gefahren wurden." [Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, R 100869]. Nach zwei Nächten und zwei Tagen kamen sie an. In Lastwagen wurden sie von der Bahnstation Oloron nach dem einige Kilometer entfernt und höher gelegenen Camp de Gurs in der Nähe des Dorfes Gurs gebracht. In den Baracken war es bitterkalt, die Menschen lagen auf Stroh. Der Regen drang durch die mit Teerpappe bedeckten Dächer, das Gepäck der Menschen lag tagelang im Freien. Als Eltern und Bruder in Gurs waren, besorgte Else Haenler, geborene Weglein, für sie drei separate Einreisevisa nach Kuba für jeweils 320 $ von Turist Agancy, Sr. Chaime Wolpe in Habana. Doch ihre Angehörigen konnte sie damit nicht mehr retten.
Josef Weglein blieb vom 25. Oktober 1940 bis 8. August 1942 in Gurs. Am 12. August 1942 wurde er von Drancy nach Auschwitz „überstellt“.
Jenny Weglein verließ Gurs am 5. August 1942 und wurde dann ebenfalls am 12. August 1942 nach Auschwitz deportiert.
„Nach Erfahrungen des Landesamtes für Wiedergutmachung, die sich auf eine Auskunft des Niederländischen Roten Kreuzes vom 16.8.1955 stützen, sind bei den Judentransporten der Jahre 1942/43 aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich die Frauen über 35-40 Jahren alsbald nach ihrer Ankunft im KZ Auschwitz in den Gaskammern dieses berüchtigten Vernichtungslagers umgekommen.“
Julius Weglein war bis Februar 1942 in Gurs, danach im „Camp des Rivesaltes“, aus dem er am 23. August 1942 in das Sammellager Drancy und von dort am 26. August 1942 nach Auschwitz deportiert wurde.

(Christa Koch, Februar 2015)