Elikann, Heinrich

Nachname: Elikann
Vorname: Heinrich
Geburtsdatum: 2. Juni 1909
Geburtsort: Hagenbach/Pfalz (Deutschland)
Familienstand: ledig
Eltern: Maximilian und Juliane E.
Familie: Bruder von Margareta Anna (19.12.1900-1988), Selma (6.5.1904-1986), Anna und Else;
Adresse:
1938-1939: Zähringerstr. 71, 1938 von Hagenbach zugezogen
Deportation:
12.11.1938 nach Dachau (Deutschland),
22.10.1940 nach Gurs (Frankreich),
29.8.1941 nach Les Milles (Frankreich),
14.8.1942 von Drancy nach Auschwitz (Polen)
Sterbeort:
Auschwitz (Polen)
Sterbedatum:
30. Oktober 1942

Biographie

Familie Maximilian Elikann aus Hagenbach/Pfalz

In Erinnerung an die ermordeten Familienmitglieder Maximilian und Juliane Elikann sowie ihre Kinder Anna, Else und Heinrich

Maximilian Elikann wurde am 26. Dezember 1868 im pfälzischen Hagenbach als zweites von acht Kindern geboren. Seine Eltern waren der Viehhändler Heinrich Elikann und seine Frau Elisabethe. Ihr ältester Sohn Hippolyt (27.6.1867-14.9.1867) verstarb noch im Säuglingsalter. Nach Maximilian folgten noch sechs weitere Geschwister: Wilhelmina (9.11.1870-1942, Auschwitz), Eugen (6.5.1872-1.4.1941, Lager Portet-sur-Garonne), August (29.12.1875-5.12.1941, Lager Gurs), David (10.9.1877-19.8.1941, Lager Portet-sur-Garonne), Markus (30.8.1879- 13.6.1941, Lager Gurs) und Isabella (8.7.1881-31.12.1942, Auschwitz). So wird ersichtlich, dass Maximilian Elikann und alle seiner Geschwister durch die nationalsozialistische Judenverfolgung ums Leben kamen.
Die Familie Elikann war eine alteingesessene jüdische Familie in Hagenbach. In der neuren Zeit lassen sich dort seit dem 18. Jahrhundert jüdische Einwohner nachweisen, 1743 beispielsweise zwei Familien. Auf diesen Ursprung reichen die Elikanns zurück, die sogar bereits 1718 bzw. 1723 erstmals in Steuerlisten in Hagenbach genannt sind. Der Namenstammhalter Elikann Löw - sein Vorname wurde zum erblichen Nachnamen - leistete 1769 vor dem neuen Landesherrn Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken seinen Untertaneneid. Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Handel mit „Landprodukten“, dass heißt vom Viehhandel, von Getreide und anderen Ernteprodukten. Zeitweise gab es in Hagenbach eine jüdische Bäckerei, eine Metzgerei und eine jüdische Gastwirtschaft. Um 1875 hatte die jüdische Gemeinde in dem kleinen Landstädtchen 151 Mitglieder und umfasste fast acht Prozent der Wohnbevölkerung. Ab dann machte sich eine Landflucht in die Städte, bedingt durch die Industrialisierung und den wirtschaftlichen Aufschwung, bemerkbar. Viele Juden, auch aus der weitverzweigten Familie Elikann zog es in das aufstrebende Landau, nach Neustadt, Ludwigshafen und auch über den Rhein nach Baden. Nach Karlsruhe gekommen war auf diese Weise auch ein Großonkel von Maximilian Elikann, Moses Elikann (11.7.1849, Hagenbach - 9.2.1891, Karlsruhe), der seit 1887 mit einem Kompagnon die international renommierte Papierwarengroßhandlung Elikann & Baer aufgebaut hatte.
Maximilian Elikann heiratete am 17. Dezember 1899 in Rodalben Juliane Baer, die dort am 27. November 1877 geboren worden war. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, alle in Hagenbach geboren. Ihr erstes Kind Margareta Anna kam am 19. Dezember 1900 zur Welt. Darauf folgte die am 6. Mai 1904 geborene Selma, die auch Liesel genannt wurde. Als drittes Kind wurde am 7. März 1906 Anna geboren. Am 2. Juni 1909 folgte Heinrich und am 18. April 1912 Elisa, die auch Elsa beziehungsweise Else genannt wurde.
Maximilian hatte das väterliche Geschäft des Viehhandels übernommen. Er soll einen Umsatz von etwa sechs bis acht Stück Rindvieh pro Woche gehabt haben. Zu diesem Zeitpunkt unterstützten auch die unverheirateten erwachsenen Kinder das Geschäft. Tochter Selma führte bis zu ihrer Heirat die Geschäftsbücher und Sohn Heinrich war ebenfalls im väterlichen Geschäft tätig. Die Geschäfte müssen aber bereits seit 1933 immer mehr abgenommen haben.
Die Familie Elikann galt in dem eher ländlich strukturierten Städtchen Hagenbach als ausgesprochen wohlhabend, sie sollen die „reichste“ Familie im Ort gewesen sein. Dies könnte aber auch bereits eine antisemitische Neidzuschreibung gewesen sein. Die Familie besaß zahlreiche Grundstücke in der Hagenbacher Gemarkung, für Viehhändler eine Notwendigkeit, um das Futter für das Vieh zu erhalten. Vermutlich betrieb Maximilian darüber hinaus landwirtschaftlichen Anbau für den Eigenbedarf. Überliefert ist, dass die Familie in guten bürgerlichen Verhältnissen lebte. Maximilian Elikann war auch ein angesehener Bürger des Ortes, der sich in allen gesellschaftlichen Belangen engagierte. Von 1909 bis 1920 gehörte er dem Gemeinderat und auch dem Armenpflegschaftsrat an, bis 1915 auch der Ortsschul-Kommission. Ämter dieser Art waren in solchen kleinen Gemeinden meist nicht parteipolitisch gebunden, über eine politische Organisierung von Maximilian Elikann ist nichts bekannt. Die Familie lebte ihre Religion bewusst und engagierte sich dabei in besonderer Weise. Maximilian Elikann war vom 11. November 1913 bis zum Januar 1925 und abermals von 1932 bis zum 10. November 1938 Vorstand der Jüdischen Gemeinde am Ort. Der Vorstand bestand in dieser kleinen Gemeinde, 1924 gab es noch 43 jüdische Einwohner, nur aus zwei Mitgliedern. Die Einhaltung der jüdischen Religionsgesetze bei den Elikanns im privaten Bereich belegt sehr eindeutig die Benutzung verschiedener Gerätschaften für Fleisch und Milch sowie das Vorhandensein zweier Küchen, um die Speisen vollkommen koscher zubereiten zu können.
Ein einziger Zeitzeuge, von dem unten nochmals die Rede sein wird, berichtete 1959 über die Situation der Familie: Er sprach von „einem gutgehenden Viehhandel“ und dass die Familie über „6 Zimmer und zwei Küchen einmöbiliert“ verfügt habe. Dabei soll von den erwachsenen Kindern jeder ein eigenes Zimmer gehabt haben. Des Weiteren bestand die Wohnung aus zwei Wohnzimmern sowie zwei Küchen. Insgesamt geht aus den Angaben hervor, dass die Elikanns in sehr guten wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen lebten.
Alle Kinder der Familie besuchten die Volksschule in Hagenbach. Die erstgeborene Tochter Margareta Anna heiratete den Herxheimer Kaufmann Paul Moses Engel (25.3.1894-1972, New York) und wohnte dort mit ihrem Mann und den zwei Kindern Wilhelm (1925 geboren) und Herbert (1930 geboren) bis die nationalsozialistische Verfolgung sie aus Deutschland vertrieb. Sie emigrierten am 28. Februar 1939 in die USA nach New York. Nach ihrer Ankunft schrieb Margareta Anna am 5. April 1939 eine Postkarte an ihre Eltern über ihr Befinden und ihre Gesundheit. Im Jahre 1972 verstarb sie in New York.
Die zweitgeborene Tochter Selma erlernte den Beruf der Verkäuferin, arbeitete aber später als Kinderpflegerin bevor sie Carl Hacker aus Dortmund heiratete. Das Ehepaar konnte im letzten Augenblick noch in die USA emigrieren. Selma verstarb in New York im Jahre 1986.
Bei Anna scheint es, dass sie die ganze Zeit bei ihren Eltern wohnte. Jedenfalls lebte sie dort zum Zeitpunkt der Reichspogromnacht 1938 und zog mit ihnen danach nach Karlsruhe.
Die Jüngste, Else Elikann, blieb zwar ebenfalls ledig, verließ das Elternhaus aber, um auf eigenen Füßen zu stehen. Sie war eine sehr selbstständige junge Frau. Am 10.Mai 1937 stellte sie einen Antrag auf einen Reisepass. Sie gab an, zu Verwandten ins Elsass reisen zu wollen. Der Reisepass zu 3 RM Kosten wurde ihr bewilligt, allerdings war dies nur eine einmalige Genehmigung. Sie wohnte bereits seit August 1936 in Karlsruhe und arbeitete als Hausangestellte bei jüdischen Familien, zuletzt bei Familie Jakob Kopilowitz in der Hirschstraße 101. Dieser Familie gehörte bis zur „Arisierung“ die Chemische Dentalfabrik Dr. Acker & Co. Durch die Verarmung dieser Familie verlor sie 1939 ihre Anstellung und zog zurück zu den Eltern, die inzwischen in Karlsruhe lebten. Noch zuletzt versuchte Else aus Deutschland herauszukommen. Viereinhalb Wochen vor Kriegsbeginn stellte sie am 28. Juli 1939 einen Passantrag, um in die USA zu emigrieren. Sie plante, die damit verbundene lange Wartezeit aufgrund der US-amerikanischen Einwanderungsbestimmungen in England zuzubringen. Auf einem angehefteten Foto kann man erkennen, dass Else Elikann sehr auf ihr Äußeres achtete und nach den Maßstäben jener Zeit adrett angezogen war. Der Pass wurde ihr sogar bewilligt, aber zur Ausreise war es bereits zu spät. Über eine Spedition hatte sie unmittelbar zuvor noch Kleidung, Gebrauchsgegenstände und ein Fahrrad aufgegeben, die nach Amerika befördert werden sollten. Von Hamburg wurde die Sendung dann nach Rotterdam geschickt, da von Hamburg eine Verschiffung unmöglich war. In Rotterdam aber blieb die Fracht infolge des Krieges liegen und die Sendung wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1940 in die Niederlande von den deutschen Behörden beschlagnahmt.
Am Tag nach der Reichspogromnacht war im Ort die Synagoge in Brand gesteckt worden. Zu diesem Zeitpunkt wohnten noch Maximilian und Juliane Elikann mit Heinrich und Anna in Hagenbach. Am Abend des 10. Novembers 1938 kam es zu einem großen Auflauf vor dem Haus der Elikanns. Über den Ablauf der Ereignisse berichtete 20 Jahre später im Verfahren der „Wiedergutmachung“ einzig und allein der Hausmitbewohner. Der nichtjüdische Joseph Sch., kriegsversehrt, der schon seit den 1920er Jahren mit seiner Ehefrau im Haus der Elikanns zur Untermiete gewohnt hatte, gab an, dass Ortsfremde in das Haus eingedrungen wären, und etwa zwei Stunden gewütet und die Einrichtung dabei zertrümmert hätten. Auch Wertgegenstände wurden gestohlen. Die Bewohner selbst seien auf das Bürgermeisteramt gebracht und dort festgehalten worden sein. „Es gingen und kamen immer wieder Zerstörungslustige“, die die Wohnung weiterzertrümmerten, führte Joseph Sch. weiter aus. In der späteren Dunkelheit seien nochmals zwei bis drei Personen über ein Kellerfenster eingedrungen und hätten Dinge entwendet. Angeblich konnte sich keiner der anderen 1959 befragten Einwohner von Hagenbach zu den Vorkommnissen im Haus an jenem Abend noch erinnern. Vermutlich wollte sich aber niemand erinnern, da sehr wahrscheinlich auch Einwohner des Dorfes an der Zerstörung beteiligt waren.
Heinrich Elikann wurde am folgenden Tag dieser Geschehnisse, wie viele jüdische Männer bis zum 60. Lebensjahr, von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er einige Wochen in „Schutzhaft“ verblieb. Dies diente zur Einschüchterung der jüdischen Bevölkerung, um sie durch solchen Terror aus dem Land zu vertreiben. Der Vater wurde wegen seines Alters nicht nach Dachau gebracht, aber die Familie konnte nun nicht mehr weiter in Hagenbach leben. Maximilian Elikann und seine Ehefrau mit Tochter Anna konnten nur das Notwendigste an sich nehmen und begaben sich nach Karlsruhe, wo die Großstadt sowie ein größeres jüdisches Umfeld scheinbar mehr „Sicherheit“ boten. Sie kamen im großen palaisartigen Haus des früheren Arztes Dr. Moritz Wormser in der Zähringer Straße 71 unter. Die Familie Wormser gehörte in Karlsruhe der orthodoxen jüdischen Gemeinde an.
Als die Elikanns gezwungenermaßen Hagenbach verlassen mussten, befand sich gerade noch eine Kuh im Stall des Hauses, deren Fütterung bis zum Verkauf besagter Joseph Sch. übernahm. Damit war der Elikannsche Viehhandel beendet. Die Nationalsozialisten ließen darüber hinaus nach dem 31. Dezember 1938 auch kein jüdisches Geschäft mehr zu. Die Elikanns kamen nochmals zurück, um aus ihrem Haus Kleidung und die Gegenstände, die noch unzerstört waren, abzuholen. Dazu mussten sie eigens auf das Bürgermeisteramt und den Schlüssel zu ihrem Haus abholen. Das Haus wurde „arisiert“, das heißt ein nichtjüdischer Interessent erwarb es und zahlte dafür 4.900 RM, über die die Elikanns jedoch nicht verfügen durften. Heinrich Elikann wurde aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen und ging zu den Eltern nach Karlsruhe. Die noch unzerstörten Möbel brachte die in Herxheim lebende Schwester Margareta Anna und nicht Heinrich von Hagenbach nach Karlsruhe, da sie, wie sie später sagte, befürchtete, die Hagenbacher würden ihren „Bruder totschlagen“, wenn er sich dort sehen lassen würde.
Während den verheirateten Kindern Margareta Anna und Selma die Ausreise aus Deutschland gerade noch gelang, lebten die Eltern Elikann und die drei unverheirateten Kinder Heinrich, Anna und Else zusammen in Karlsruhe.
Alle fünf Familienmitglieder mussten den 22. Oktober 1940 erleben, als in einer einzigen vorbereiteten Aktion über 6.500 Juden aus Baden und der Saar-Pfalz in das besiegte Frankreich deportiert wurden und dort in das Internierungslager Gurs kamen. Im Camp de Gurs waren die Geschlechter getrennt und auf verschiedene mit Stacheldraht voneinander getrennte Îlots aufgeteilt. In einem Îlot waren 8-12 Baracken und in einer Baracke etwa 40 Personen. Insgesamt gab es also maximal 20.000 Inhaftierte im Camp de Gurs, das 1939 für spanische Bürgerkriegsflüchtlinge angelegt worden war und in dem Frankreich bei Kriegsbeginn auch „feindliche Ausländer“ interniert hielt. Maximilian Elikann befand sich im Îlot E, Barraque 14. Die Bedingungen in Gurs waren nicht mit denen in Auschwitz oder Dachau vergleichbar. Es handelte sich nur um eine Internierung, dennoch wurde es von überlebenden Insassen später als „Vorhölle von Auschwitz“ bezeichnet, da die Unterbringung und Verpflegung katastrophal schlecht waren, medizinische Hilfe fehlte und in den ersten drei Monaten 800 Insassen an Hunger und Krankheiten verstarben. Die Inhaftierten konnten aber Briefe an ihre Angehörigen in das nichtfeindliche Ausland schreiben und empfangen, sofern sie Geld für das Porto hatten. Allerdings gab es eine Lagerzensur. Ein Brief vom 30. Januar 1941 ist erhalten geblieben. Darin schrieb die Familie Elikann einen gemeinsamen Brief an die Tochter bzw. Schwester Selma nach New York. Den ersten Teil des Briefes schrieb Else. Sie bedankte sich bei Selma für die Essenspakete, die diese geschickt hatte und berichtete, dass in Gurs viele gestorben seien. Des Weiteren beklagte sie den großen Hunger, den alle im Konzentrationslager hätten. „Oh wenn wir nur bald bei Euch meine Lieben sein könnten, dann wären wir sehr froh.“ Zudem schrieb Else, „für den lieben Papa ist es halt am schwersten, da er nicht bei uns ist“. Daraufhin bedankte sich der Vater für die Glückwünsche zum 72. Geburtstag. Aus dem Brief geht hervor, dass für Heinrich Elikann eine Bürgschaft abgegangen war, damit er auch nach Amerika emigrieren konnte. Er hatte Hoffnung bald nahe Marseille zu kommen, ins Camp Les Milles. Dorthin wurden diejenigen Männer verlegt, die begründete Hoffnung auf ein Visum und eine der ganz wenigen Schiffspassagen hatten. Heinrichs Wunsch ging zwar in Erfüllung (er wurde am 29. August 1941 verlegt), er schaffte es aber nicht mehr, rechtzeitig in die USA zu emigrieren. Ob es am fehlenden Visum oder an mangelnden Schiffskarten lag, bleibt offen. Die Mutter beendete den Brief, indem sie sich auch für die Glückwünsche bedankte.
Im Juli 1942 hatten die deutschen Stellen mit Vichy-Frankreich den massenhaften Abtransport von Juden abgesprochen. Den französischen Stellen gegenüber hieß es, diese kämen zum Arbeitseinsatz in den Osten. Die französische Kollaborationsregierung legte den tatsächlichen Deportationen in die Vernichtung keine Hindernisse in den Weg und kooperierte durch Zusammenstellen von Transporten aus dem „freien Frankreich“ zum Transitlager Drancy bei Paris. Am 6. August 1942, dem allerersten Transport mit deutschen Juden aus dem Internierungslager Gurs, wurde die Familie Elikann nach Drancy verlegt. Von dort aus wurden am 10. August 1942 Juliane, Anna und Else und am 14. August 1942 Heinrich und Maximilian nach Auschwitz deportiert.
Allein für Heinrich Elikann ist der Tod in Auschwitz aktenkundig, am 30.10.1942. Das heißt, dass er bei der Ankunft im KZ Auschwitz nicht wie drei Viertel der 1.000 Menschen dieses Zuges sofort in der Gaskammer ermordet, sondern zum Zwangsarbeitseinsatz selektiert wurde. 233 Männer waren so aussortiert worden. Heinrich Elikann hat die “Vernichtung durch Arbeit“ nur etwas über zwei Monate ausgehalten. Von Maximilian, Juliane, Anna und Else fehlt außer ihrem Namen auf der Transportliste nach Auschwitz jede weitere Spur. Es muss angenommen werden, dass sie sofort bei ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet wurden.
Selma und Margareta Anna Elikann stellten in der jungen Bundesrepublik Deutschland die Wiedergutmachungsanträge nach dem Bundesentschädigungsgesetz für sich und ihre ermordeten Familienmitglieder. Für das Elternhaus in Hagenbach erhielten sie zu dem billigen „Arisierungspreis“ von 4.000 RM noch einen Zuschlag, ebenso für andere verlorene Grundstücke und auch für den geraubten Hausrat und das verlorene Geschäft. Der Tod ihrer geliebten Eltern und Geschwister selbst war kein Entschädigungstatbestand des Bundesentschädigungsgesetzes, da die überlebenden Kinder bereits volljährig und verheiratet gewesen waren. So belief sich die Summe für die Ermordung eines Menschenlebens allein auf 150 DM für jeden einzelnen Monat im Lager.

(Laura Wolbring, Lessing-Gymnasium 12. Klasse, Juni 2010)

Der Historiker Hans Jürgen Kremer aus Hagenbach hat dankenswerterweise seine Aufstellung zur Abstammung der Mitglieder der Elikann-Familien zur Verfügung gestellt.